Piercing: Arten, Preis, Schmerzen und Pflege

Piercings sehen richtig cool aus, trotzdem solltest du dir vorher genau überlegen, ob du dir eins stechen lassen möchtest. Wie du dabei die richtige Entscheidung triffst, welches Piercing dir steht und, was du in Sachen Preis, Risiken, Pflege und Co. beachten solltest, verrät dir Tattoo- und Piercing-Experte Oliver Loichinger aus Münchens bestbewertetem Studio Medusa!

Piercing: Arten, Preis, Schmerzen und Pflege
Welches Piercing passt zu mir? – Hier findest du es heraus! Foto: Tatiana - stock.adobe.com
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Bin ich bereit für ein Piercing?

Oliver: "Da es sich bei einem Piercing genau wie bei einem Tattoo um einen Eingriff an deinem Körper handelt, solltest du nichts überstürzen, nur weil du es zum Beispiel bei deinem Lieblings-Star oder Freunden gesehen hast. Ob du es wirklich auch selbst willst, findest du zum Beispiel heraus, wenn du einfach mal eine Weile ein Fake-Piercing an der Stelle trägst, an der du es haben möchtest. Wenn es dir nach ein paar Monaten immer noch gefällt und es dich nicht etwa stört oder nervt, weil du dran hängenbleibst, kannst du den Schritt wagen und dir ein echtes stechen lassen. Bei manchen Piercing-Arten wie am Bauchnabel gibt es oft keine unechten Piercings. Dann nimm dir trotzdem die Zeit und stelle dir ein paar Wochen oder Monate lang immer wieder bewusst die Frage, ob du es noch möchtest. Lautet die Antwort immer klar "Ja", bist du ready für dein erstes Piercing."  

Piercing-Arten: Welches Piercing passt zu mir?

Oliver: "Auch hier solltest du dich nicht von einem Trend leiten lassen oder von dem, was bei anderen gut aussieht. Es ist dein Körper und dein Style, also entscheide dich für den Schmuck, der dir gefällt. Um sicherzugehen, welches Piercing dir steht, kannst du wiederum auf Fake-Teile zurückgreifen oder dir einen Ohrring oder ähnliches zumindest mal an die Stelle halten, an die es kommen soll. Mach das immer wieder und betrachte dich mal von Nahem, mal von weiter weg. Es gibt so viele verschiedene Piercings-Arten wie etwa in der Zunge, an der Augenbraue, im Bauchnabel, Septum/Nasenring, Helix an der Ohrmuschel oder ein zweites Piercing oberhalb der normalen Stelle für Ohrringe. Da sollte man sich schon genau überlegen, wo man es haben möchte."

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Foto: macrovector - stock.adobe.com

Wie überzeuge ich meine Eltern von einem Piercing?

Oliver: "Sich heimlich ein Piercing stechen zu lassen, ist ziemlich uncool. Entweder gibt's nämlich direkt Ärger zuhause oder du musst es ständig verstecken. Und dafür hast du es dir ja wirklich nicht stechen lassen. Außerdem wirst du keine/n gute/n und professionelle/n Piercer/in finden, der/die es dir ohne Elternerlaubnis sticht, solange du unter 18 bist. Also leg die Karten offen auf den Tisch und sprich es in einer ruhigen Minute zuhause an. Mach deinen Eltern klar, dass du es dir gut überlegt hast, aber starte keinen Streit, wenn die beiden Bedenken haben. Oft klappt es auch, wenn du es dir zum Beispiel als Belohnung für gute Noten oder ähnliches wünschst. Ich finde es auch immer toll, wenn meine jungen Kunden/innen ein Elternteil mit zum Termin bringen. Dann bekommen die auch alles genau erklärt, können dich unterstützen und ihr habt eine coole Erinnerung daran, als ihr zusammen im Piercing-Studio wart."

Wie finde ich das richtige Piercing-Studio?

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Foto: Alamy

Oliver: "Da gibt es mehrere Anhaltspunkte, die du beachten solltest. Erstens: Die Bewertungen sollten zwischen 4,0 und 4,7 liegen und das natürlich von möglichst vielen Menschen. Bei einer 5-Sterne-Bewertung solltest du die Finger lassen. Die sind immer gekauft und stehen damit eher für unseriöse Studios. Zweitens: Lass dich in mindestens zwei bis drei Studios beraten, ohne direkt einen Termin auszumachen. Da merkst du sofort, ob du dich gut aufgehoben fühlst und alles ordentlich und hygienisch aussieht. Gehe sicher, dass Titan als Piercing-Material verwendet wird, das nimmt der Körper am besten an im Gegensatz zu Silber und anderem. Natürlich ist es auch immer gut, in ein Piercing-Studio zu gehen, mit dem schon ein/e oder mehrere Bekannte/r gute Erfahrungen gemacht haben. Oder du quatschst einfach mal jemanden auf der Straße an, der/die coole Piercings hat. Da bekommst du sicher verlässliches Feedback."

Wann sollte ich mir ein Piercing stechen lassen?

Oliver: "Ganz wichtig: Nie vor oder in einem Urlaub stechen lassen. Die Gefahr, dass sich die Wunde entzündet (zum Beispiel durch Sand oder Bakterien im Wasser und weil du dir nicht die nötige Zeit für die Piercing-Pflege nehmen kannst), ist da ziemlich hoch. Außerdem kannst du dort im Ernstfall nicht zum/r Piercer/in deines Vertrauens gehen, der/die dir bei Problemen weiterhilft. Bist du noch in der Schule, bieten sich die Ferien immer an, wenn du zum Beispiel keinen Sportunterricht hast. Überleg dir einfach genau, ob deine Situation gerade so passt, dass du dich um das heilende Piercing kümmern kannst und die Stelle nicht durch besondere Belastung strapaziert wird."

Was kostet ein Piercing?

Oliver: "Das Stechen plus ein hochwertiges Piercing aus Titan kosten bei uns im Studio Medusa in München ab 60 Euro. Damit sind die Kosten für die Materialien, wie Nadeln und Co. gedeckt und der/die Piercer/in verdient auch noch ein bisschen was dran. Klar geht es auch billiger, dabei solltest du dich aber fragen, ob dort dann vielleicht an der Hygiene oder der Qualität der Materialien gespart wird. Da du das Piercing an und in deinem Körper tragen wirst, solltest du das auf keinen Fall nur anhand eines Preises entscheiden. Ist das der ausschlaggebende Punkt für dich, ist ein Piercing vielleicht doch noch nichts."

Wie läuft das Piercing-Stechen ab?

Oliver: "Wenn du dich für ein Studio entschieden hast, wird ein Termin ausgemacht, zu dem du dann pünktlich erscheinst. Vorab gibt es nochmal ein kurzes Gespräch, in dem du über alle Risiken aufgeklärt wirst. Außerdem markieren wir die Stelle immer mit einem Punkt, damit du nochmal sehen kannst, wo das Piercing sitzen wird und du gegebenenfalls deine Meinung noch ändern kannst. Das ist übrigens gar kein Problem: Wenn du es doch an eine andere Stelle willst oder dich dagegen entscheidest, sprich es immer an. Lieber stechen wir nichts, als dass du nachher unglücklich bist. Wichtig ist außerdem, dass du vorher gut gegessen hast, gesund und ausgeschlafen bist. Schließlich ist das Piercing-Stechen Stress für deinen Körper. Hast du einen schlechten Tag und fühlst dich nicht gut, ruf einfach rechtzeitig an und verschiebe den Termin."

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Foto: anna karwowska - stock.adobe.com

Schmerzen beim Piercing-Stechen: Wie weh tut es wirklich?

Oliver: "Wie schon mehrmals betont, wird dir beim Piercing-Stechen eine, je nach Art, größere oder kleinere Wunde zugefügt. Das tut nun mal weh und zwar egal an welcher Stelle. Da jeder Mensch eine andere Schmerztoleranz hat, kann man allerdings nicht pauschal sagen, wie sehr es wo wehtut. Ist deine Angst vor den Schmerzen beim Piercing-Stechen aber das, was dich am meisten davon abhält, solltest du es vielleicht wirklich lassen. Hier ist es wie bei den Kosten: Der Schmerz gehört nun mal dazu und wenn du dir das Piercing wirklich wünschst, kannst du den auch locker aushalten!😊"

Piercing-Pflege: Was muss ich nach dem Stechen beachten?

Oliver: "Von uns bekommst du direkt ein Piercing-Pflege-Set mit Reinigungsmittel, Creme und Co. mit. Dann liegt es aber an dir, dich gut darum zu kümmern – mindestens zweimal am Tag. So verhinderst du, dass Dreck und Bakterien die Wunde entzünden. Dein neues Schmuckstück dauernd anzufassen und daran rumzuspielen, ist übrigens so gar nicht hilfreich. :D Auch enge, reibende Klamotten sind erstmal nicht zu empfehlen wie etwa High-Waist-Hosen bei Bauchnabel-Piercings. Das stört den Heilungsprozess. Sport mit Piercing ist kein Problem, solange die Stelle nicht übermäßig belastet, sie abklebst, um Verletzungen zu vermeiden und du sie etwa nach starkem Schwitzen gut reinigst. Du merkst aber schnell selbst, was geht und was nicht. Hör auf deinen Körper und gib ihm Zeit, dann hast du viel mehr Freude an deinem Piercing." 

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Foto: M.Dörr & M.Frommherz - stock.adobe.com

Welche Risiken und Probleme können beim Piercen auftreten?

Oliver: "Pflegst und schützt du dein Piercing gewissenhaft, reduzierst du die Gefahr von Beschwerden. Es ist aber keine Seltenheit, dass sich die Stelle dennoch entzündet, sie rot wird, anschwillt, eitert und wehtut. Dein/e Piercer/in kann dir dann aber weiterhelfen. In manchen Fällen verträgt der Körper das Piercing aber auch nach Wochen und Monaten nicht. Dann hilft es nur, es ganz herauszunehmen. Ist aber alles in Ordnung und die Stelle verheilt, gilt es trotzdem noch, gut darauf zu achten. Besonders beim Sport und andere Aktivitäten, die das Piercing gefährden könnten. Abkleben oder rausnehmen und schon kann nichts passieren. Denke aber auch daran (am besten bevor du dir ein Piercing stechen lässt), dass es nach wie vor Jobs gibt, in denen der Körperschmuck nicht gern gesehen oder nicht erlaubt ist (z.B. in Pflegeberufen)."

Wo kaufe ich mir neue Piercings?

Oliver: "Immer bei deinem oder einem anderen guten Piercing-Studio. Die billigen Piercings aus dem Internet oder anderen Läden bringen immer große Gefahr mit, dass dein Körper es nicht verträgt (z.B. aus Plastik, Metall, Silber). Bleib bei hochwertigen Teilen aus Titan und alles ist gut!"

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