„Twilight“ hat ein Rassismus-Problem

„Twilight“ ist einerseits eine beliebte Filmreihe, andererseits bis heute starker Kritik ausgesetzt. Ein Punkt auf der Liste: Rassismus!

„Twilight“ hat ein Rassismus-Problem
"Twilight" hat viele kleine Probleme – und ein großes! Foto: IMAGO / EntertainmentPictures
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„Twilight“ begeistert bis heute Menschen auf der ganzen Welt! Die Film- und Buchreihe rund um das Teenager-Mädchen Bella und ihre beiden großen Lieben, der Vampir Edward und der Werwolf Jacob, hat Millionen von Fans in ihren Bann gezogen. Dabei ist die Reihe nicht ohne Kritikpunkte: Bellas tragischer Fehler ist sogar für die Autorin der Buchreihe, Stephenie Meyer, ein Dorn im Auge. Und die Kontroverse um Jacobs Tattoo deutet auf ein tiefverwurzeltes Problem in Bezug auf kulturelle Aneignung hin. Doch noch ein viel größeres Problem wird an der Reihe kritisiert und auch das hat mit Werwolf Jacob zu tun: Die Filme (und Bücher) sind ziemlich rassistisch gegenüber indigenen Kulturen!

„Twilight“-Stars damals und heute

Kritik an der „Twilight“-Reihe seit Tag 1

Die „Twilight“-Saga ist nicht für jeden Menschen – so viel kann man wohl getrost sagen, ohne einem Fan auf den Schlips zu treten. Vampire, die in der Sonne glitzern, anstatt in Höllenqualen in Flamen aufzugehen, sind für Hardcore-Vampire-Fans schon fast eine persönliche Beleidigung! Und ja, der Plot der Bücher (und damit auch deren Verfilmungen) ist nicht immer unbedingt logisch oder mitreißend. Die Filmreihe ist voll mit Logiklöchern, Klischees und insgesamt einfach fürchterlich melodramatisch – aber genau das feiern ja so viele Fans daran! Es ist keine Filmreihe, die sich unbedingt ernst nimmt. Auch die Schauspieler*innen – allen voran Robert Pattinson, der Edward spielte, mussten über viele Dialoge und Szenen lachen. Das ist auch vollkommen in Ordnung so! Die Filme haben indirekt dafür gesorgt, dass den großen Filmstudios klar wurde, dass man mit „Mädchenfilmen“ sehr wohl viel Geld machen kann. „Die Tribute von Panem“ und „Wonder Woman“ und viele andere Filme mit Frauen in der Hauptrolle (und als Drehbuchautorinnen) haben wir auch indirekt „Twilight“ zu verdanken. Doch es gibt gewisse Kritikpunkte, die tiefer greifen und nicht so einfach zu relativieren sind. Diese beziehen sich vor allem auf Jacob und die Quileute – indigene Menschen, die es auch in der echten Welt gibt.

Die rassistische Darstellung von Jacob und den Quileuten

„Twilight“ hat ein Rassismus-Problem - Die Quileute
Foto: IMAGO / EntertainmentPictures

Wie wir bereits im Artikel rund um Jacobs Tattoo aufgeklärt haben, sind die Quileute eine REALE indigene Kultur, die bis heute existiert. Es ist nicht nur uns ein Rätsel, warum Autorin Meyer ausgerechnet eine Kultur verwendete, die es auch im echten Leben gibt – noch mehr, da sie offenbar keine Sekunde Recherchearbeit dafür genutzt hat, um sich über besagte Kultur zu informieren. Fürs Protokoll: Nein, die Quileute sind keine Werwölfe (oder Gestaltenwandler*innen, die die Gestalt eines Wolfes annehmen, wie es in den Büchern heißt). Die Quileute wurden zwar für das „Twilight“-Franchise ausgeschlachtet (wobei ihre wahren Legenden für die Reihe nicht übernommen worden und Meyer neue erfand – was es noch unlogischer macht, dass sie die Quileute überhaupt in ihr Franchise hineinzog), bekamen aber nicht einen Cent. Weder von der Autorin, noch von den großen Studios, die absurde Millionensummen mit „Twilight“ verdienten, mal ganz abgesehen von dem ganzen Geld fürs Merchandise.

Der Rassismus beschränkt sich nicht nur auf die Quileute

2013 klagte eine Gruppe gegen die Produktionsfirmen von „Twilight“ wegen der rassistischen „eindimensionalen, stereotypen Darstellung von amerikanischen Ureinwohnern und indigenen Kulturen, bis hin zu der Darstellung von Jacob Black als ‚nobler Wilder‘, ‚blutrünstiger Krieger‘ und ‚sexuelles Raubtier‘“. Besagte Gruppe wurde zuvor von Lionsgate und Summit (den Studios hinter „Twilight“) verklagt, weil sie eine Parodie mit dem Titel „TwiHarder“ veröffentlichen wollten. Nun kann man sagen, dass diese Klage davon ablenken wollte. Aber es ist kaum zu leugnen, dass „Twilight“ ein Problem mit Rassismus hat. Gerade in der Buchreihe schreibt die Autorin, jede*r, der*die zum Vampir würde, dessen Haut würde automatisch heller werden. Ehm, bitte was? Der Film hat mit der Figur Laurent und anderen zum Glück auf diese politisch mehr als schwierige Anspielung, mit hellerer Haut käme mehr Macht zum Glück verzichtet. Doch es ist ziemlich eindeutig, auf wessen Seite die Narrative in „Twilight“ ist: Da gibt es die Cullens, die allesamt weiß und reich und mächtig und schön sind. Und da gibt es Jacob und seine Leute, die dunkelhäutig, arm und „wild“ sind. Nicht zu vergessen die „Amazonen“, Vampire, die als Wilde dargestellt werden – und welche Hautfarbe hatten die nochmal? „Twilight“ hat den Rassismus nicht erfunden, reproduziert aber direkt und indirekt rassistische Denkweisen und Vorurteile. Glitzernde Vampire hin oder her – DA liegt ein Grundproblem der Reihe, über das viele Leute viel zu selten sprechen.