Was tun ohne Hauptschulabschluss?

Keinen Schulabschluss, keine Perspektive? Von wegen. Es gibt viele Möglichkeiten, deinen Abschluss nachzuholen oder direkt ins Berufsleben zu starten. Hier liest du, welche!

Was tun ohne Hauptschulabschluss?
Studien zeigen: Zwischen 40.000 und 45.000 Schüler*innen verlassen jedes Jahr die Schule ohne bestandenen Schulabschluss Foto: istockphoto
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Zuerst musst du dir klar werden, was du willst: Möchtest du direkt ins Berufsleben starten oder doch lieber deinen Abschluss machen? Sei dir bewusst, dass deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt besser stehen, wenn du einen Abschluss in der Tasche hast. Diesen kannst du zum Beispiel über Fern- und Abendschulen, die VHS oder das Kolleg nachholen. Außerdem besteht die Möglichkeit eines Berufsvorbereitungsjahres. Willst du lieber direkt ins Arbeitsleben starten, kannst du eine Einstiegsqualifizierung, eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, ein Berufsgrundbildungsjahr  oder den Bundesfreiwilligendienst in Betracht ziehen: Alle Details erfährst du hier:

Abschluss nachholen:

Die gesetzliche Schulpflicht in Deutschland erstreckt sich über neun beziehungsweise zehn Jahre. Deinen Hauptschulabschluss hast du in der Tasche, wenn du die 9. Klasse erfolgreich beendet hast. In Thüringen, Hessen, Bayern, Bremen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt kannst du zusätzlich noch den Quali machen. Dieser Abschluss kommt besonders gut bei späteren Ausbildungsbetrieben an und ermöglicht es dir, die mittlere Reife zu machen. Diese Möglichkeiten hast du, um deinen Hauptschulabschluss nachzuholen (zu wissen, welcher Lerntyp du bist, kann dir übrigens das Schulleben enorm erleichtern):

Fern- oder Abendschule

Du hast keine Zeit, tagsüber zur Schule zu gehen, weil du arbeiten musst? Dann besuch doch eine Abend- oder Fernschule! Bei der Fernschule kannst du dir die Lerninhalte frei einteilen. Arbeitsmaterialien bekommst du von der Schule zugeschickt. Das erfordert jedoch viel Disziplin und Motivation. (Hier findest du Apps, die dir helfen, zuhause zu lernen) Außerdem kostet eine Fernschule circa 130€ im Monat. Bei der Abendschule findet der Unterricht überwiegend am Abend bzw. am Wochenende in kleinen Gruppen statt. Um angenommen zu werden, musst du die gesetzliche Schulpflicht bereits erfüllt haben, darfst aber noch keinen Abschluss haben, der dem Hauptschulabschluss ähnlich ist. Im Laufe eines Jahres kannst du nun deinen Hauptschulabschluss nachholen. Ein Vorteil: Im Gegensatz zur normalen Hauptschule sind deine Unterrichtsfächer auf ein Minimum beschränkt.

Hauptschulabschluss an Volkshochschulen (VHS)

Auch für die VHS musst deine Schulpflicht erfüllt sein. Außerdem darfst du nebenher keine weitere Schule besuchen. An den Volkshochschulen findet der Unterricht mit festen Stundenplänen statt. Der Kurs für den Hauptschulabschluss dauert in der Regel zwischen einem und eineinhalb Jahren. Die Bestimmungen der VHS können sehr unterschiedlich sein, informiere dich am besten auf der Website der Volkshochschule in deiner Nähe. Es kann vorkommen, dass du für die VHS einen Eignungstests machen musst. Außerdem fallen bei allen Volkshochschulen Kosten für Schul- und Lehrmaterialien an.

Hauptschulabschluss am Kolleg

Auch im Kolleg kannst du deinen Hauptschulabschluss nachholen. Allerdings ist es nicht gerade einfach, dort aufgenommen zu werden. Wer sich bewerben möchte, muss meist eine schriftliche und mündliche Aufnahmeprüfung in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch, Biologie und Geschichte bestehen. Der Unterricht findet tagsüber nach festen Stundenplänen statt. Schon nach einem Semester am Kolleg hast du deinen Hauptschulabschluss in der Tasche.

Direkt ins Berufsleben starten:

Für eine Ausbildung brauchst du nicht zwingend einen Schulabschluss. Du kannst dich auch ohne Zeugnis für einen Ausbildungsberuf bewerben. Besonders auf dem Land suchen viele Unternehmen nach Auszubildenden. Die besten Chancen auf einen Ausbildungsplatz ohne Schulabschluss hast du in folgenden Branchen:

  • Bau
  • Handwerk
  • Gastronomie und Hotel
  • Landwirtschaft
  • Logistik
  • Pflege

So erhöhst du deine Chancen für einen Ausbildungsplatz:

Einstiegsqualifizierung (EQ)

Die Einstiegsqualifizierung ist eine Art Praktikum, das je nach Betrieb zwischen sechs und zwölf Monaten dauern kann. Ziel der EQ ist es, dich auf eine Ausbildung vorzubereiten. Meist bekommst du bei der EQ sogar eine Vergütung vom Unternehmen. Und: Im Idealfall kannst du die Zeit sogar auf die Ausbildungszeit anrechnen lassen!

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)

Du hast die Schule ohne Abschluss verlassen und weißt nicht, was du jetzt machen sollst? Dann frag doch deinen Berufsberater, ob für dich eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme infrage kommt. Hier kannst du individuell auf dich zugeschnittene Lehrgänge besuchen und herausfinden, welcher Job zu Dir passt. In diesem eignest du dir dann Grundkenntnisse an, absolvierst Praktika und erhältst ein spezielles Bewerbungstraining! Nebenbei hast Du auch die Chance, Deinen Hauptschulabschluss nachzuholen! Die BvB dauert meist zehn Monate und ist für dich kostenlos!

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)

Wenn du noch schulpflichtig bist und weder den Schulabschluss noch einen Ausbildungsplatz gefunden hast, kannst du an einer Berufsschule ein BVJ machen. Hierfür besuchst du ein Jahr lang die Berufsschule und lernst in Praktika Berufe aus den unterschiedlichsten Bereichen (z.B. Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft) kennen. So kannst du in mehrere Berufe reinschnuppern, dich mit jungen Leuten austauschen und dich auf deine Ausbildung vorbereiten. Außerdem kannst du beim Berufsvorbereitungsjahr deinen Hauptschulabschluss nachholen. Das BVJ variiert jedoch von Bundesland zu Bundesland, deshalb solltest du dich vorher gut informieren. 

Bundesfreiwilligendienst (Bufdi)

Du hast deine Schulpflicht hinter dir und hast jetzt keinen Plan in welche Richtung es gehen soll? Auch ohne Abschluss kannst du dich für den Bundesfreiwilligendienst bewerben. Beim Bufdi kannst du bei der Feuerwehr, in Kitas oder bei Rettungsdiensten reinschnuppern. Das Bufdi dauert zwischen sechs Monaten und: Von deiner Einsatzstätte bekommst du ein Taschengeld von circa 400€ im Monat gezahlt.

Ob du dich dafür entscheidest, deinen Abschluss nachzuholen oder direkt ins Berufsleben zu starten: Wichtig ist, dass du deine Zukunft selbst in die Hand nimmst! Und sei dir bewusst, dass es immer einen Ausweg gibt, egal wo du gerade im Leben stehst!