Live-Reportage: So habe ich den Brand im Europa-Park erlebt

Live-Reportage: So habe ich den Brand im Europa-Park erlebt
Am 26. Mai gab es einen Großbrand im Europa-Park Rust Foto: BRAVO
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„Oh, jetzt wird’s aber schwarz!“

Ob „Silver Star“, „Blue Fire“ oder „Wodan“, wir hatten es trotz sommerlicher Temperaturen und Pfingstferien (ergo: heftig viele Leute im Park) tatsächlich geschafft, alle Achterbahnen und anderen Attraktionen im Europa-Park zu fahren, auf die wir Bock hatten. Jetzt war es 18 Uhr und wir hatten noch eine gute Stunde Zeit bis unser Bus abfahren würde. Nach gefühlten 100 Kilometern, die wir im Park gelaufen waren, taten die Füße schon ziemlich weh. Da kam ihnen und uns der Brunnen im „Frankreich-Teil“ des Parks als Abkühlung gerade recht. Perfekt, um den tollen Tag ausklingen zu lassen. Gut 40 Minuten später beschließen wir langsam Richtung Ausgang zu gehen, als sich meine Freundin umdreht und meint Gewitterwolken zu sehen: „Oh, jetzt wird’s aber schwarz“. Ein paar Meter weiter können wir besser über die Häuser sehen, zu denen wir bis eben mit dem Rücken gesessen waren. Und da wird es uns klar: „Ääähm Leute, das sind keine Gewitterwolken. Es brennt!“, stellt ihr Freund erschrocken fest.

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Foto: BRAVO

Was ist nur los?

Je weiter wir uns von unserem Brunnenplatz entfernen, desto genauer können wir das krasse Ausmaß des Brands im Europa-Park sehen und die Geschwindigkeit mit der sie immer weiter in den Himmel wächst. Also, ich bin echt schlecht im Schätzen, aber für mich sah die höher aus als die „Silver Star“ und die ist über 70 Meter hoch… Sowas hatte ich noch nie gesehen. Doch, obwohl die Rauchschwaden eindeutig aus dem Park kommen, scheint hier das lustige Treiben einfach weiterzugehen. Keine Durchsage, die uns auffordert, den Park schnell zu verlassen. Kein hektisch umherrennendes Sicherheitspersonal und sogar die Achterbahnen um uns herum und nahe der schwarzen Wolke fahren scheinbar unbeirrt weiter. Lediglich die Leute, die den Brand bereits bemerkt haben, laufen ruhig aber eilig auf den nahegelegenen Ausgang zu. Und wir gleich hinterher, nach außen gefasst, aber innerlich leicht panisch. Wieso tun hier bitte alle so, als wäre nichts?!?!

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Foto: BRAVO

Unser Weg zum Bus-Parkplatz führt uns unter der riesigen „Silver Star“ durch. Auf der rauschen übrigens immer noch Wagen mit kreischenden Besuchern in die Tiefe. Ob die wohl aus Spaß schreien oder weil sie nach der langen Wartezeit im inneren der Mercedes-Halle, die riesengroße Rauchwolke und die lodernden Flammen jetzt erst sehen konnten, gefangen in der höchsten Achterbahn Deutschlands? Keine Ahnung! Aber ja, von hier am anderen Ende können wir jetzt tatsächlich das meterhohe Feuer im Europa-Park sehen, das sich immer weiter ausbreitet. Wie kann sowas nur passieren? Hat wirklich jemand eine Zigarette fallen lassen, obwohl fast an jedem Fahrgeschäft eine Ansage das Rauchen verbietet? Oder lag es doch an der Sonne, die fast den ganzen Tag unerbittlich runterbrannte? Aber das darf doch in so einem Park nicht einfach so passieren, da muss es doch Schutzmaßnahmen geben, oder? So viele Fragen, die uns durch den Kopf gehen, während wir aus sicherer Entfernung beobachten, wie das Feuer ständig wieder ein Stückchen nach links und nach oben wächst, alles in pechschwarze Wolken hüllt. Die Bahnen in der Nähe des Brandes stehen jetzt still. Wir warten und hoffen, dass alle da rausgekommen sind. Außer uns ist bisher kaum jemand am Bus…

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Foto: BRAVO

Surreale Szenen

„Das brennt schon seit halb 6. Da hab‘ ich ungefähr die ersten Rauchwolken gesehen“, sagt die Frau, die mit ihrem Enkel neben uns am Bus steht. Wie bitte?! Hat es etwa wirklich über eine Stunde hinter uns gebrannt, während wir mit unseren Füßen im Wasser gechillt hatten? Langsam trudelt eine Gruppe nach der anderen ein. Um halb 7 sind wir echt vollzählig. Gott sei Dank! Trotzdem weiß niemand, was genau passiert ist, wie viele Menschen verletzt sind... Sogar die Medien können bisher nur den Brand im Europa-Park bestätigen. Langsam werden wir mit hunderten anderen Autos und Bussen von der Polizei aus dem Parkplatz geschleust, direkt am Brand vorbei. Überall stehen Polizei- und Feuerwehrautos. Ein Krankenwagen nach dem anderen rast mit Sirene an. Unzählige Besucher stehen auf den Wegen und den Wiesen vor dem Park. Das Feuer sieht man von hier ganz genau. Zwei Feuerwehrmänner stehen auf der Drehleiter und halten den voll aufgedrehten Wasserstrahl in die Flammen. Wie sollen sie das nur unter Kontrolle kriegen?

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Foto: BRAVO

Es ist alles in Ordnung, aber…

Endlich auf der Autobahn Richtung Heimat schwebt die Ruß-Wolke vom Brand im Europa-Park noch lange Zeit über uns. Die erste halbe Stunde ist es ziemlich ruhig im Bus. Vermutlich haben alle die gleichen Gedanken: Was, wenn das Feuer ausgebrochen wäre, als wir in den Katakomben unter einer Achterbahn in der Schlange standen. Was, wenn der Wind plötzlich gedreht hätte und die Wolke nach unten in den Park gedrückt hätte. Und das Feuer sich durch den Wind noch schneller ausgebreitet hätte, zum Beispiel auf die riesige Holzachterbahn „Wodan“… Es hätte so viel schlimmer ausgehen können. Ich versuche die Horrorvorstellungen schnell wieder loszuwerden. Es ist alles gut. Die Sicherheitsmaßnahmen haben funktioniert. Wie die Medien später berichten, ist tatsächlich kein einziger Besucher verletzt worden. Das Feuer wurde gelöscht. Auch der Betrieb im Park konnte schon am Sonntag weitergehen. Und das nur wegen der über 500 Einsatzkräfte und mindesten genauso vielen Schutzengeln. Danke.