GEBOREN IM FALSCHEN KÖRPER - NIK (23) WAR FRÜHER DENISE

Transboy Nik vor seiner Geschlechtsumwandlung
Transboy Nik vor seiner Geschlechtsangleichung Foto: Bauer Media Group/Stefan Weber
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Nachdenklich sitzt Nik auf einer Parkbank. In diesem Jahr wird sich sein Leben grundlegend ändern. Denn der 22-Jährige lebt im falschen Körper. Er wurde zwar als Mädchen geboren, fühlt sich aber durch und durch als Junge. Und das will er auch körperlich zeigen. „Ich mache jetzt schon seit vier Jahren eine Begleittherapie. Der Psychologe hat bestätigt, dass ich wirklich ein Transmann bin. Ab Februar bekomme ich endlich das männliche Hormon Testosteron verabreicht.“ Dadurch wird die Stimme tiefer, Bartwuchs setzt ein, die Regel bleibt aus. „Das ist der erste Schritt. Ende des Jahres folgt dann die erste geschlechtsangleichende Operation. Bei der Mastektomie werden mir dann meine Brüste abgenommen.“ Klingt krass! Doch das ist im Vergleich zu den Folgeoperationen noch relativ harmlos: „Danach werden die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt. Anschließend beginnt der sogenannte Aufbau: Aus der Haut der Unterarme wird ein Penis geformt, die Klitoris wird zur Eichel umfunktioniert.“ Vor diesen Eingriffen hat Nik verständlicherweise Angst: „Vor allem vor dem Aufbau habe ich Bammel. Es kann sein, dass mein Körper die Haut unten nicht annimmt. Trotz allem – ich freue mich riesig auf die Geschlechtsangleichung. Die Vorfreude überwiegt die Angst.“

Seit wann weiß Nik eigentlich, dass er transsexuell ist? „Schon immer! Offensichtlich wurde es im Kindergarten: Seit ich fünf Jahre alt bin, weigere ich mich, Kleider oder Röcke zu tragen. Ich habe auch nie mit Puppen gespielt, sondern immer nur mit Autos.“ Schlimm wird es in der Pubertät: „Wegen der körperlichen Veränderungen war ich sehr unglücklich. Außerdem wurde ich in der Schule extrem gemobbt, weil ich kein typisches Mädchen war. Ich lief eben rum wie ein Junge, habe mich auch so verhalten. Bis heute habe ich mich noch nie geschminkt!“ Mit 16 Jahren lernt er über einen Kumpel einen Transmann kennen: „Das war wie ein Aha-Erlebnis! Plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich habe dann immer mehr Trans-Leute getroffen. In München gibt es das Jugendzentrum diversity für Jugendliche, die schwul, lesbisch, bi, trans oder queer sind. Da kann man sich super austauschen, Fragen klären und über Probleme reden.“ In dieser Zeit fasst Nik, der damals noch Denise heißt, den Entschluss, die Geschlechtsangleichung zu machen. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie und Freunden: „Meine Mutter hat mein Comingout super aufgenommen und hilft mir, wo sie nur kann. Mein Vater hat es ebenfalls ohne Probleme akzeptiert. Auch mein kleiner Bruder wurde als Mädchen geboren und ist transsexuell. Und meine Freunde stehen nach wie vor zu mir.“