Ich möchte ausziehen: Wann ist es wirklich wert, darüber nachzudenken, wann nicht?
Einfach weg und meine Ruhe haben! Meine Eltern nerven nur noch! Oder: Ich kann das hier alles nicht mehr ertragen! Kennst Du solche Gedanken? Dann hast Du vermutlich schon mal über einen Auszug aus der elterlichen Wohnung oder Deinem Elternhaus nachgedacht. Aber ist das wirklich eine Lösung? Und welche Alternativen gibt es?
Klarer Fall! Wann ein Auszug wirklich sinnvoll sein kann!
Deine Eltern schlagen Dich oder missbrauchen Dich auf irgendeine andere Weise? Oder sie können sich überhaupt nicht um Dich kümmern, weil sie mit sich selbst so viele Probleme haben oder vielleicht psychisch krank sind? Das ist eine sehr belastende Situation für Kinder. Auch für jugendliche Kinder, die sich fast erwachsen fühlen.
Es kann deshalb entlastend sein, für eine Zeit oder vielleicht auch schon für immer zu Hause auszuziehen. Für junge Menschen, deren Eltern ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen können, gibt es zum Beispiel Jugendwohngruppen oder andere Wohnprojekte für junge Menschen.
An wen Du Dich wenden kannst!
Wende Dich an das Jugendamt oder den ASD (Amt für soziale Dienste), wenn Du die Lage zu Hause nicht mehr aushältst. Das kannst Du auch als junger Mensch unter 18 Jahren tun. Dort wird man prüfen, wie ernst die Lage ist und ob ein Auszug die einzig gute Lösung für Dich ist.
Vielleicht bekommen Du und Deine Familie stattdessen auch professionelle Hilfe, durch die es zu Hause wieder besser wird und Du bei Deinen Eltern bleiben kannst. Ist so eine Hilfe nicht möglich, wird mit Dir und Deiner Familie nach anderen Lösungen gesucht.
Ständig Zoff zu Hause?
Verbale Streitereien, selbst wenn sie heftig sind, sind für sich genommen kein Argument für eine Jugendwohnung oder einen Auszug, den Deine Eltern finanzieren müssten. Belastend ist so eine Situation trotzdem.
Deswegen lass Dich professionell beraten, wie Du mit der Sache umgehen kannst. Es gibt Familienberatungsstellen, zu denen auch Jugendliche anonym und kostenlos kommen können. Dort kann man schauen, wie Dir und Deinen Eltern geholfen werden kann, dass Zoff zwischen Euch nicht mehr so schnell entsteht und Probleme auf eine gute Weise besprochen und gelöst werden.
Zwischenlösungen!
Wo ausziehen nicht möglich ist, der Wunsch danach aber sehr ausgeprägt ist, hilft manchmal ein Auslandsjahr, ein Aupair-Einsatz oder andere Varianten des vorübergehenden Auszugs von zu Hause.
Für jüngere Schulpflichtige sind die Möglichkeiten leider etwas beschränkt. Doch wessen Familie das ermöglichen kann, könnte sich auf diese Weise zumindest eine Auszeit von zu Hause gönnen. Oft kehrt man mit einer anderen Sicht auf die Familie zurück, wenn man sie für eine Zeit verlassen konnte.
Allein ist nicht alles einfacher!
Klingt elternmäßig, ist aber so! Du bist nach einem Auszug zwar die Sorge los, nicht mehr jeden Tag Deine Familie sehen zu müssen. Dafür wärst Du dann aber auch ziemlich auf Dich allein gestellt. Also achte bei aller Ablehnung mal eine Woche darauf, was Deine Eltern um Dich rum so erledigen, wovon Du auch profitierst. Das ist im Normalfall nicht wenig. Willst Du das in Zukunft alles allein regeln? Überleg es Dir. Wer es versucht, wundert sich nicht selten, wie wenig Zeit dabei für Freizeit bleibt.
„Ich mach ne Lehre und verdien mein eigenes Geld!“
Ja. Das geht und ist eine Möglichkeit, das elterliche Heim frühzeitig zu verlassen. Doch oft genügt das Lehrgehalt nicht, um den Lebensunterhalt zu wuppen. Der Kontakt zu Deinen Eltern bleibt also bestehen, wenn es um das Thema Geld geht. Unabhängigkeit ist nämlich echt teuer. Da musst Du Dir schon einen Lehrbetrieb suchen, der mit Wohnungen für Lehrlinge und anderen Vorteilen lockt. Dann kann es klappen. Voraussetzung ist na klar immer ein Schulabschluss.
Rumhängen in der eigenen Wohnung ohne Lehre oder Schule wird Dir keiner bezahlen. Eigene Planung und Unterstützung von anderen Erwachsenen ist also wichtig, wenn Du auf eigenen Füßen stehen willst.