Schockdiagnose Knorpelschaden
BVB-Star Lukasz Piszczek fällt mit einem Knorpelschaden mindestens sechs Monate aus. Der BRAVO-SPORT-Guru erklärt, was an dieser Verletzung so tückisch ist.
Schon in der Winterpause klagte Lukasz Piszczek (28) über Schmerzen in der rechten Hüfte. Schnell erkannten die Dortmunder Teamärzte, dass ein Eingriff nötig geworden war. Diagnose: Knorpelschaden – ein Schock für den BVB-Verteidiger. Doch er wollte die Saison, das Champions-League-Finale vor Augen, unbedingt zu Ende spielen. In der Rückrunde wurde der Pole dann in vier BL-Spielen komplett geschont, nur in den wichtigen Partien eingesetzt. Aber hätte er überhaupt spielen dürfen?
Spielen möglich: „Das entscheidet der jeweilige Teamarzt“, erklärt Dr. Oliver Pütz, Facharzt für Orthopädie von der Media-Park-Klinik aus Köln und Mannschaftsarzt des deutschen Basketball-Nationalteams. „Lässt es die Situation des Spielers zu, kann er mit Injektionen über mehrere Wochen fit gehalten werden. Es ist aber nur ein zeitlicher Aufschub der Behandlung“, so Pütz weiter.
Heilung dauert lange: Das Tückische an einem Knorpelschaden: „Kaputter Knorpel wächst nicht von alleine nach“, sagt Pütz. Der Heilungsprozess kann sogar bis zu einem Jahr dauern. Lukasz Piszczek will nach sechs Monaten wieder auf dem Platz stehen. Verläuft die Heilung gut, könnte sein Plan aufgehen.
Die Ursache
Der Knorpelschaden durch Überbelastung ist eine der häufigsten Abnutzungserscheinungen an den Gelenken des menschlichen Körpers.
Abnutzung: Der Verschleiß führt zu einer Zerstörung des Knorpels, der die Gelenkflächen umgibt (blau) und für eine reibungsarme Beweglichkeit sorgt.
Frühstadium: Zu Beginn eines Knorpelschadens ist der Defekt (rot) nur auf kleine Flächen begrenzt, was dennoch keineswegs harmlos ist!
Spätfolgen: Selbst durch kleinste Schäden kommt es zu Veränderungen am Gelenk, die auf Dauer die unter den erkrankten Bereichen liegenden Knochen angreifen und Schmerzen verursachen.
Die Diagnose
Die Schwere eines Knorpelschadens wird vom Arzt in vier verschiedene Grade unterteilt. Nicht immer ist eine Operation die Folge. Es wird von Fall zu Fall entschieden.
Grad 1: Die Oberfläche des Gelenkknorpels ist noch unversehrt. Schädigungen wie Auffaserung oder Einschnitte sind noch nicht zu erkennen. Allerdings ist sie schon erheblich eindrückbar und kann bei unvorsichtigem Ausüben von Druck verletzt werden.
Grad 2: Hier ist die Oberflächenstruktur schon erheblich verschlechtert. Breitflächige Auffaserungen von halber Schichtdicke werden durch voranschreitenden Verschleiß hervorgerufen. Einfache Risse können über Jahre bestehen.
Grad 3: Die Defekte reichen jetzt schon bis tief zum Knochen. Knorpelausbrüche können meist operativ behoben werden. Tiefgehende Auffaserungen auf breiter Fläche sind bereits die Vorstufe zum vollständigen Knorpelschaden.
Grad 4: Der Knorpel ist bis zum Knochen abgenutzt. Man spricht von einer sogenannten „Knorpelglatze“. Ab einem Schaden dritten bis vierten Grades haben die Betroffenen Belastungsbeschwerden.
Die Operation
Für einen operativen Eingriff nach einem Knorpelschaden gibt es zwei Methoden: die „minimal-invasive“ von außen (siehe Foto) oder die Operation am offenen Gelenk.
Schwieriger Eingriff: Knorpel- schäden in der Hüfte, wie bei Lukasz Piszczek, sind komplizierter zu behandeln als zum Beispiel im Kniegelenk.
Millimeter-Arbeit: Der Gelenkspalt ist äußerst eng, und die knorpel-chirurgischen Möglichkeiten sind sehr begrenzt.
Defekt beheben: Entstandene Unebenheiten an den Gelenkflächen werden vom Ärzteteam in der Operation weggefräst und geglättet.
Die Reha
Nach der OP stehen Krankengymnastik und Physiotherapie an, die speziell auf den Patienten abgestimmt sind.
Kein Sport: Das Gelenk darf nach der Operation in der Regel bis zu acht Wochen überhaupt nicht belastet werden. Ruhe ist angesagt.
Langwierig: Währenddessen bildet sich die Muskulatur sehr schnell zurück. Diese wieder aufzubauen, dauert sehr lange. Die Stabilität des Gelenks ist bis zur kompletten Heilung nicht gewährleistet. Die Gefahr, sich erneut zu verletzen, bleibt deshalb sehr hoch.
Hier können Knorpelschäden im Körper aufreten
Überall im Körper: Knorpeldefekte sind überall dort möglich, wo Knochen durch Gelenke verbunden sind. Profi-Fußballer leiden wegen der ständigen hohen Belastung im Training und in den Spielen am häufigsten an Knorpelschäden an Knie, Hüfte oder Sprunggelenk. Seltener sind Ellenbogen, Schulter oder Wirbelsäule betroffen. Hier haben eher Basketball- oder Tennisspieler Probleme.