Wenn das Fußballstadion dein Arbeitsplatz ist
Auszubildende im Garten- und Landschaftsbau erwartet eine Reihe attraktiver Arbeitsplätze. Christoph Strachwitz hat sich als Greenkeeper fortbilden lassen – und arbeitet jetzt für einen Bundesliga-Verein. Der 38-Jährige kümmert sich beim HSV um das Allerheiligste im Stadion: den Rasen! Was genau sein Job ist und wie er es dorthin geschafft hat, erzählt Christoph im Interview.

Erzähl doch mal, was macht ein Greenkeeper genau?
Eigentlich repariert man sozusagen das, was die Spieler kaputt machen (lacht). Ein Greenkeeper ist verantwortlich für die fachgerechte Pflege und Erhaltung von Sportrasenflächen. Dazu gehören Pflanzenernährung, Bewässerungsmanagement, Koordination der Pflegemaßnahmen und noch vieles mehr. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, der immer wieder Herausforderungen mit sich bringt! Es gehört dazu, sich immer wieder zu hinterfragen, Abläufe zu optimieren und sich mit den neuesten Techniken auseinanderzusetzen.
Hast du auch Kontakt zu den Spielern?
Klar, ich stehe im Austausch mit den Spielern und auch mit den Trainern. Sie geben ihr Feedback zum Rasen ab. Wenn es positiv ist, freut es mich natürlich besonders.
Und bist du bei den Spielen im Stadion dabei?
Ja, so gut wie immer. Aber tatsächlich achte ich mehr auf den Rasen und den Ablauf drum herum, als auf das Fußball-Spiel selbst - das ist mein Job. Für mich ist das Ende eines Spiels das Highlight: Wenn ich sehe, dass der Rasen keine Schäden hat – das ist für mich der beste Beweis, dass wir alles richtig gemacht haben.
Wie viele Greenkeeper seid ihr beim HSV?
Wir sind sechs Festangestellte und haben zusätzlich zwei Jungs aus einer Behindertenwerkstätte, die uns tatkräftig unterstützen.
Wie bist du denn zum HSV gekommen?
Ich habe Garten- und Landschaftsbau gelernt, hab dann angefangen auf einem Golfplatz zu arbeiten und dort meine staatliche Fortbildung zum Greenkeeper gemacht. 2007 habe ich dann das Angebot vom HSV bekommen. Dort habe ich dann noch die Ausbildung zum Head-Greenkeeper absolviert.
Wow, zu einem Bundesliga-Verein zu kommen, war bestimmt ein Hammer-Moment für dich!
Und wie! Da war ich echt happy und habe nicht lange gezögert. Ich bin für diesen Traumjob von Bayern nach Hamburg gezogen. Ich habe mich selbst schon immer für Fußball interessiert und auch als Jugendlicher gespielt. Ich erinnere mich noch genau, wie ich beim ersten HSV-Spiel im Stadion total geflasht war und Gänsehaut hatte.
Was muss man für diesen Job alles mitbringen?
Man sollte gerne in der Natur arbeiten, bei jeder Jahreszeit, sich und sein Team organisieren können und sich natürlich für Sport interessieren. Der Beruf ist kein reiner Männer-Beruf, es gibt auch einige Frauen, die als Greenkeeperin tätig sind. Grundsätzlich muss man wissen, dass man anpacken muss und sich im Klaren sein, dass die Natur der Boss ist und die Regeln vorgibt.

Kann man so einen Rasen als Mensch überhaupt verändern, also weicher, härter, rutschfester oder federnder machen?
Ja, kann man. Es gibt Geräte mit denen man den Rasen weicher (Vertidrain) oder härter (Walze) machen kann. Die Rutschfestigkeit kann man mit der Gräser-Zusammensetzung, Sand oder den Einbau von Hybridrasen mit Kunststoff beeinflussen. Ebenso gibt es mittlerweile Hybridsysteme mit einem Anteil an Gummifasern, die den Platz federnder machen.
Bekommt ihr Greenkeeper auch Feedback von den Fans - der Rasen ist ja das Heiligste im Fußballstadion …
Oft mehr Feedback als gewollt! (lacht) Jeder erlaubt sich ein Urteil über den Rasen. Aber keiner weiß eigentlich wirklich, wie schwer das oft ist, und wie viel Arbeit so ein Stadionrasen mit sich bringt.
So wirst du Greenkeeper
Im Anschluss an eine abgeschlossene Ausbildung und einer dreijährigen Berufserfahrung in einem grünen Beruf wie z.B. Landschaftsgärtner kann man eine Fortbildung zum Greenkeeper absolvieren. Die Fortbildung dauert rund ein Jahr und ist an der DEULA Rheinland (Kempen) oder der DEULA Bayern in Freising-Weihenstephan möglich. Wenn man die Abschluss-Prüfung am Ende bestanden hat, kann man sich "Geprüfter Greenkeeper" nennen. Mehr Infos dazu unter greenkeeperverband.de oder landschaftsgaertner.com